Von Natalie Wenger. Erschienen in «AMNESTY – Magazin der Menschenrechte» vom März 2022.
Zahlreiche ausländische Arbeiter*innen werden in der Schweiz ausgenützt. Der Film «Schwarzarbeit» zeigt den mühseligen Kampf gegen Lohndumping und für bessere Arbeitsbedingungen. Eine Geschichte über eine anonyme Behörde, in der es stark menschelt.
Das Lügengebilde hält nicht lange. Der Zimmermann schlägt die Hände vors Gesicht, bricht in Tränen aus. Er sei erst seit ein paar Tagen auf der Baustelle im Berner Seeland, habe ein Visum. Was er verschweigt: Er hat illegal ein paar Franken dazuverdient. Stefan Hirt, Chefinspektor der Arbeitsmarktkontrolle des Kantons Bern, versucht ihn zu beruhigen. Doch weil der Mann weiterlügt, muss die Polizei gerufen werden. Der Bauarbeiter wird abgeführt. Später wird bekannt, dass er aus Mazedonien stammt und mit einem Touristenvisum vor vier Monaten in die Schweiz gekommen war; er hätte gar nicht arbeiten dürfen.
Stefan Hirt kämpft gegen illegale Arbeit und Lohndumping. Er und vier weitere Inspektor*innen stehen im Zentrum des Dokumentarfilms «Schwarzarbeit» von Ulrich Grossenbacher. Von der Kamera begleitet, besuchen sie verlassene Baustellen, zwielichtige Hotels, schmuddelige Küchen. Wo sie auftauchen, stossen sie auf Misstrauen. Sie treffen auf Menschen, die zu Hungerlöhnen schuften, ohne Visum, ohne Versicherungen.
Ein kaputtes System
Inspektor Frédy Geiser hat Verständnis für die Arbeiter*innen. Er ist sich sicher: Wer illegal in die Schweiz kommt, landet selten bei anständigen Chef*innen. Eigentlich will er den Betroffenen helfen, seien sie doch auch nur Opfer eines kaputten Systems. Trotzdem muss er dafür sorgen, dass Vorschriften eingehalten und Mindeststandards umgesetzt werden.
Ein kleiner Gemischtwarenladen im Bieler Quartier Mett weckt Frédy Geisers Verdacht: Er stattet ihm einen unangekündigten Besuch ab. Der Laden ist leer, Kund*innen sind keine zu sehen. Im Hinterzimmer arbeitet ein Mann – anscheinend der Manager. Er wird nervös, als Frédy Geiser sich umschaut, beantwortet nur zögerlich die Fragen. Eine Lehre habe er nicht absolviert, er arbeite 70 Stunden pro Woche für 550 Franken im Monat. Überzeit kann er keine aufschreiben. Je nach Gewinn gibt es einen Bonus. Weil er als Manager angestellt ist, fällt er aus den Regelungen, die im Obligationenrecht festgeschrieben sind – seine Ausbeutung ist somit legal.
Der Film zeigt eindrücklich, wie ausländische Arbeitnehmer*innen in der Schweiz systematisch ausgenützt werden. Grossenbacher hat ein spannendes, tragisch-komisches Roadmovie geschaffen, das zur politischen Diskussion anregt. Der Schweizer Filmemacher bezieht klar Stellung – für einen besseren Lohnschutz, für mehr Gerechtigkeit im Arbeitsmarkt, für stärkere Kontrollen – ohne belehrend zu wirken. Was «Schwarzarbeit » so stark macht, ist der Fokus auf die Menschen: auf Stefan Hirt, der überlegt, den mazedonischen Bauarbeiter laufen zu lassen. Auf die Einsatztruppe, der in einem Restaurant ein junger Mann über den Balkon entwischt. Auf den tamilischen Küchengehilfen, der schmunzelt, als die Polizei ihn fragt, ob er auch ohne Handschellen mitkomme. Und auf alle ausländischen Arbeiter* innen, die der Profitgier ominöser Vorgesetzter zum Opfer fallen.
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